Wirtschaft und Arbeitsmarkt unterliegen einem permanenten Wandel. Dieser Wandel wird nicht nur durch langfristige Entwicklungen wie demografische Veränderungen beeinflusst, sondern vor allem durch die doppelte Transformation aus Digitalisierung und Dekarbonisierung. Daneben spielen auch unerwartete Ereignisse wie die Covid-19-Pandemie und der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine eine wichtige Rolle. Im Zusammenspiel dieser Faktoren verstärken sich Engpässe auf dem Arbeitsmarkt: Es wird für Betriebe trotz der momentanen Konjunkturschwäche zunehmend schwieriger, geeignete Fachkräfte zu finden. In einer gemeinsamen Kraftanstrengung müssen daher alle Fachkräftepotenziale gehoben werden, der wichtigste Schlüssel ist dabei eine passgenaue Weiterbildung der Beschäftigten.

Die Digitale Transformation schafft neue Berufsbilder

Die digitale Transformation hat den Arbeitsmarkt revolutioniert. Von automatisierten Produktionsprozessen bis zur Vernetzung von Unternehmen über digitale Plattformen – die Technologie hat eine neue Ära der Effizienz und Agilität eingeläutet. Doch gleichzeitig haben diese Fortschritte auch Bedenken hinsichtlich Arbeitsplatzverlusten und dem Bedarf an neuen Qualifikationen aufkommen lassen.

In der digitalen Transformation wurden bislang bereits viele manuelle und repetitive Aufgaben von Maschinen übernommen. Durch die Verbreitung von künstlicher Intelligenz werden zunehmend auch komplexe Tätigkeiten substituierbar. Gleichzeitig entstehen völlig neue Berufe im Bereich der Informationstechnologie, Datenanalyse und künstlichen Intelligenz. Stellenangebote für Data Scientists, Softwareentwickler und Cloud-Architekten sind in den letzten Jahren rasant angestiegen, da Unternehmen verstärkt auf digitale Lösungen setzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Es ist klar, dass digitale Fähigkeiten immer wichtiger werden. Die Fähigkeit, Daten zu analysieren, digitale Tools zu nutzen und in virtuellen Teams zu arbeiten, wird zunehmend zur Grundvoraussetzung. Diejenigen, die sich kontinuierlich weiterbilden und sich anpassen können, sind am besten gerüstet, um von den Chancen der digitalen Transformation zu profitieren.

Die Ökologische Transformation: Berufe mit klimafreundlichen Kompetenzen wachsen

Die Notwendigkeit einer nachhaltigen Entwicklung hat auch die Berufswelt erfasst. Die ökologische Transformation zielt darauf ab, umweltfreundliche Praktiken in allen Aspekten der Wirtschaft zu etablieren. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf den ökologischen Fußabdruck von Unternehmen, sondern auch auf die Anforderungen an die Arbeitnehmer.

Wir sehen bereits jetzt, dass die Bedeutung umwelt- und klimafreundlicher Kompetenzen in den letzten Jahren zugenommen hat. Dies betrifft nicht nur Berufe im Bereich der erneuerbaren Energien und Umwelttechnik wie beispielsweise Ingenieure für Solarenergie, Windkraftexperten und Nachhaltigkeitsberater.  Sondern es zeigt sich in der Breite der Berufe. Berufe, die im Jahr 2012 schon grüne Tätigkeitsinhalte aufwiesen, sind stärker gewachsen als andere Berufe.

Es ist zu erwarten, dass Experten, die Lösungen für ökologische Herausforderungen entwickeln können auch in Zukunft stark nachgefragt werden, da Unternehmen bestrebt sind, nachhaltige Praktiken zu implementieren und Energieeffizienz zu maximieren. Das betrifft nicht nur technische Berufe:  Unternehmen müssen  in allen Bereichen vermehrt auf umweltfreundliche Praktiken setzen, was dazu führt, dass Nachhaltigkeitsmanager und CSR-Experten (Corporate Social Responsibility)  benötigt werden, um ökologische Ziele zu definieren und zu erreichen.

Die Synergie von Digitalisierung und Nachhaltigkeit

Es ist interessant zu beobachten, wie die digitale und ökologische Transformation miteinander verknüpft sind und sich gegenseitig beeinflussen. Die Digitalisierung ermöglicht die effiziente Überwachung von Energieverbräuchen und den Einsatz von IoT (Internet of Things) zur Optimierung von Prozessen. Dies führt zu einer erhöhten Energieeffizienz und trägt zu den Zielen der ökologischen Transformation bei.

Gleichzeitig kann die Nachhaltigkeit auch durch digitale Lösungen vorangetrieben werden. Plattformen für Sharing Economy, virtuelle Meetings und Homeoffice-Optionen reduzieren den Ressourcenverbrauch und den CO2-Ausstoß. Unternehmen, die digitale Tools nutzen, umweltfreundliche Produkte entwickeln und auf nachhaltige Praktiken setzen, sind in der Lage, wettbewerbsfähig zu bleiben und gleichzeitig positive Auswirkungen auf die Umwelt zu erzielen.

Die Vorbereitung auf die Zukunft: Lebenslanges Lernen und Anpassungsfähigkeit

Angesichts dieser tiefgreifenden Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt ist es von entscheidender Bedeutung, sich auf die Zukunft vorzubereiten. Lebenslanges Lernen und Anpassungsfähigkeit sind unerlässlich, um den Anforderungen der digitalen und ökologischen Transformation gerecht zu werden.

Berufstätige sollten sich kontinuierlich weiterbilden und neue Fähigkeiten erwerben, um mit den Entwicklungen Schritt zu halten. Bildungseinrichtungen und Unternehmen müssen flexible und passgenaue Programme entwickeln, um Arbeitnehmern die Möglichkeit zu geben, sich umzuschulen und neue Qualifikationen zu erwerben.

Die digitale und ökologische Transformation bringt große Herausforderungen mit sich, aber sie bietet auch eine Fülle von Möglichkeiten. Indem wir uns auf digitale Fähigkeiten, ökologisches Wirtschaften  und Anpassungsfähigkeit konzentrieren, können wir die Arbeitswelt von morgen aktiv gestalten und den Wandel als Chance nutzen, um unsere Zukunft erfolgreich zu gestalten.

 

Artikel geschrieben von

Dr. Florian Lehmer

Arbeitsmarktforscher am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)

Oktober 2023