Psychische Erkrankungen waren bereits vor der Ausbreitung des COVID-19-Virus  auf Platz 3 der Ursachen für Arbeitsunfähigkeitstage in Deutschland (Marschall et al., 2019). Durch die COVID-19-Pandemie ergeben sich massive Veränderungen für Arbeitende verschiedener Branchen und Sektoren. Neben der Umstellung auf virtuelles Arbeiten und Homeoffice sowie Kurzarbeit und drohenden Entlassungen kam es in bestimmten Arbeitsbereichen zu einem deutlichen Anstieg der Arbeitsbelastungen und –zeiten vor Ort. Auch wenn virtuelles Arbeiten und Homeoffice, aufgrund flexiblerer Arbeitszeiten und wegfallender Arbeitswege, enorme Vorteile für die Arbeitenden haben können, dürfen mögliche Folgen für die psychische Gesundheit der Arbeitenden nicht vergessen werden. Während einige Beschäftigte bereits an gelegentliches Homeoffice gewöhnt waren, trifft die plötzliche Umstellung aufgrund der COVID-19- Ausbreitung die meisten Arbeitenden unvorhergesehen und plötzlich. Auch diejenigen, die regelmäßig virtuell gearbeitet haben, mussten sich darauf einstellen ausschließlich von zuhause zu arbeiten und nicht auf alternative Arbeitsräume wie „Co-Working“-Büros, Cafés oder Bibliotheken ausweichen zu können. Bereits vor COVID-19 waren 77% der Angestellten auch nach Büroschluss erreichbar (Bitkom-Studie, 2013). Die Grenzen zwischen Arbeit und Zuhause können durch das Zusammenführen der Arbeitsräume nun mehr denn je verschwimmen. Arbeitende mit kindergarten- oder schulpflichtigen Kindern sehen sich häufig mit einer Doppelbelastung aufgrund der mangelnden externen Kinderbetreuung und zusätzlichen Anforderung des „Homeschoolings“ konfrontiert. Zusätzlich stellt das Homeoffice hohe Anforderungen an Führungskräfte und Teams. In Homeoffice-Situationen könnte beispielsweise die wahrgenommene soziale Unterstützung durch virtuelle Kommunikation, aufgrund des mangelnden emotionalen Ausdrucks, verringert werden (Kniffin et al., 2020). Auch das erhöhte Aufkommen von Missverständnissen durch E-Mails oder andere telekommunikative Strukturen ist denkbar. Mangelnde soziale Unterstützung durch Vorgesetze steht in Zusammenhang mit psychosomatischen Beschwerden der ArbeitnehmerInnen (Warszewska-Makuch et al., 2015). Dies kann ebenfalls eine Gefahr für die psychische Gesundheit von Arbeitenden nach sich ziehen. Zudem kann der Verlust sozialer Verbindungen zu Einsamkeit führen (Cacioppo et al., 2006). Während virtuelle Teams häufig sehr produktiv sein können, besteht dennoch die Gefahr der Vereinsamung einzelner Teammitglieder aufgrund mangelnder gemeinsamer Pausen und privater Austauschmöglichkeiten. Besonders Menschen, die alleine leben, sehen sich durch die ungekannte soziale Isolation durch COVID-19 einer nie da gewesenen Belastung ausgesetzt. Neben den Veränderungen hin zum virtuellen Arbeiten kam es in den letzten Monaten zu vermehrter Kurzarbeit und Entlassungen. Die damit verbundene Arbeitsunsicherheit oder finanzielle Engpässe können zu Ängsten, Depressionen oder Suchterkrankungen führen. Personen, die in so genannten „systemrelevanten“ Jobs arbeiten oder in Bereichen, in denen kein Homeoffice möglich ist, sehen sich häufig starken strukturellen Veränderungen zur Durchsetzung der Abstandsregelungen oder einer deutlich erhöhten Arbeitsbelastung ausgesetzt. All diese Faktoren können zur Verschlechterung der psychischen Gesundheit von Arbeitenden beitragen. Mögliche arbeitsplatzbezogene Erkrankungen können im Bereich der Depressionen und des Burnout-Syndroms, Angststörungen und somatoformen Störungen sowie Suchterkrankungen und Schlafstörungen liegen.

Die Psychosomatik der Universitätsklinik Erlangen unter der Leitung von Prof. Dr. Yesim Erim bietet Unterstützung für belastete ArbeitgeberInnen und ArbeitnehmerInnen an. Zum einen haben Betroffene die Möglichkeit in einem Beratungsgespräch über potentielle Behandlungsmöglichkeiten informiert zu werden sowie eine erste Indikationsstellung für eine (teil-)stationäre psychosomatische Behandlung zu erhalten, zum anderen gibt es ein ambulantes Gruppenangebot zur Unterstützung bei arbeitsplatzbezogenen Störungen. Für weitere Informationen oder zu Vereinbarung eines ambulanten Beratungsgesprächs ist eine Vorstellung in der psychosomatischen Ambulanz der Universitätsklinik Erlangen unter der Telefonnummer 09131 85 34899 jederzeit möglich.