Fachkräfte in KMU – digital und agil zur Generation Y

Aktuell befinden wir uns in Deutschland mitten in einem Fachkräftemangel, welcher vor allem in technischen Berufen deutlich zum Vorschein kommt. Laut der Bitkom sind alleine in diesem Jahr 82.000 Stellen für IT-Spezialisten offen und eine weitere Steigerung von bis zu 42% ist zu erwarten.

Zielgruppe des Fachkräftemangels ist vor allem die sogenannte Generation Y (Geburtenjahrgänge 1980 bis 1995), welche bedingt durch den demografischen Wandel und der damit einhergehenden Abnahme junger Altersgruppen weniger Mitbewerber hat und oftmals sehr gut ausgebildet ist.

Jahrelang hat die Arbeitswelt mithilfe von Benefits wie Gehältern, Autos und Jobtitels Fachkräfte für Unternehmen begeistern können. Mittlerweile ist allerdings klar, dass eine Generation Y Wert auf Sinnhaftigkeit, Transparenz und Nachhaltigkeit bei der Arbeit legt. Glück und Entfaltung steht damit vor Geld und Status. Doch wie kann ein Recruiting der Generation Y erfolgreich gelingen? Dieser Artikel möchte das Recruiting unter der Prämisse agiler Methoden und digitaler Arbeitsmodelle beleuchten.

Digitale Arbeitsmodelle

Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, E-Learning und Sabbaticals sind laut vieler Studien die Forderungen der Generation Y und stellen Unternehmen vor die Herausforderung digitale Technologien wie Laptops, Smartphones und Software einzuführen, damit eine orts- und zeitflexible Arbeit möglich ist.

Flexibel, modern und anders – so arbeitet die Generation Y am liebsten. Laut Studien der Bitkom setzt jeder vierte Befragte der Generation Y einen Tag Homeoffice pro Woche für die Arbeitgeberauswahl voraus. Die Studie besagt außerdem, dass nur knapp 30% der Unternehmen Homeoffice erlauben und damit auf die Interessen der neuen Generation eingehen.

Neben dieser Ortsflexibilität werden ebenfalls zeitflexible Modelle wie Gleitzeit gefordert. Das Stichwort ist Work-Life Balance. Wörtlich übersetzt beschreibt dies die Balance zwischen Arbeit und Leben. Laut einer Studie von Universum ist eine ausgeglichene Work-Life-Balance für zwei Drittel der Young Professionals das wichtigste Karriereziel.

Wichtig für eine Work-Life Balance ist scheinbar ein Gleitzeitmodell. Etwas später zur Arbeit erscheinen können, dafür später gehen oder umgekehrt – das ist die Forderung der Generation Y. Das Gleitzeitmodell setzt sich aus einer Kernarbeitszeit, in der allgemeine Anwesenheitspflicht besteht sowie einer Gleitzeitphasen zusammen. Diese sind vor und nach Beginn der Kernarbeitszeit.

Beispiel: Marina ist 29 Jahre alt und verfügt bereits über 4 Jahre Berufserfahrung in der IT als Softwareentwicklerin. Sie qualifiziert sich damit für eine Stelle als Senior Entwicklerin. Sie hat statt der gut bezahlten Stelle im Konzern eine weniger gut bezahlte Stelle in einem KMU angenommen und einen Tag Homeoffice pro Woche sowie 10 Weiterbildungstage ausgehandelt. Zusätzlich freut sie sich über eine flexible Gleitzeit (Kernzeit: 10 – 14 Uhr).

Agile Methoden

Spaß, Fairness, Sinnhaftigkeit, Lernen, Selbstverwirklichung, Gerechtigkeit, Freiheit, Fehlertoleranz, Experimentierfreudigkeit, Herausforderung, Transparenz, Autonomie, Teamgeist, Vertrauen und Kooperation sind nur wenige der vielen Forderungen der Generation Y.

Was aufgrund der zahlreichen Begriffe kaum umsetzbar klingt, kann durch agile Methoden wie Scrum im Arbeitsalltag etabliert werden. Scrum fördert durch spezielle Meetings die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen den Projektmitgliedern. Weiterhin werden durch einen Backlog (Aufgabenliste) die verschiedenen Arbeitspakete vom Mitarbeiter selbst ausgewählt, anstatt durch eine Führungskraft zugewiesen.

Agile Methoden verfolgen u.a. das Ziel Projekte rund um motivierte Individuen selbstorganisiert zu planen. Dazu bietet die Methode das Umfeld und die Unterstützung, die Mitarbeiter benötigen und vertraut darauf, dass diese die Aufgabe erledigen.

Beispiel: Johannes ist 27 Jahre alt und arbeitet in der Marketingabteilung eines KMU. Er startet seinen Tag mit einem kurzen Meeting zur Abstimmung des Tages mit seinem Team. Anschließend zieht er sich aus dem Aufgabenbacklog einige Aufgaben für den Tag und erledigt diese selbstständig. Er berichtet anschließend am nächsten Tag seinen Kollegen davon.

Fazit

Die Forderungen der Generation Y sind umfangreich und stellen Unternehmen vor Herausforderungen, welche allerdings mit digitalen Arbeitsmodellen und agilen Methoden oftmals sehr leicht in den Grundzügen umzusetzen sind. Die Studien der Bitkom zeigen deutlich, dass es ein starker Vorteil im Werben um junge Fachkräfte sein kann.

 

Über den Autor

 

Dominic Lindner ist seit 2016 externer Doktorand der FAU Erlangen-Nürnberg am Lehrstuhl für IT-Management und Associate Manager bei der noris network in Nürnberg tätig. Sein Forschungsinteresse liegt im Bereich Arbeit 4.0, Agilität und Digital Leadership. Vorher absolvierte Dominic Lindner einen Master in Wirtschaftsinformatik in Nürnberg und Schweden und war 2 Jahre als IT-Consultant tätig. 2016 wurde seine Masterarbeit mit dem deutschen Studienpreis für Projektmanagement der GPM ausgezeichnet. Dominic Lindner bloggt aktiv auf agile-unternehmen.de.