Im abgelaufenen Jahr 2020 wurden in Mittelfranken 7 352 Ausbildungsverhältnisse in IHK-Berufen geschlossen. Das bedeutet einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 12,5 Prozent. „Dieses Minus ist bitter“, sagte IHK-Präsident Dr. Armin Zitzmann. Trotz der Covid-19-Pandemie hätten die Betriebe in vielen Branchen mehr Ausbildungsplätze besetzt, allerdings fehlte es schlichtweg an Bewerbern. Deren Zahl ist einerseits demographisch bedingt rückläufig, außerdem haben vermutlich viele Schulabgänger aufgrund der Corona-Verunsicherung einen weiteren Schulbesuch oder andere Bildungswege bevorzugt. Auch die im zurückliegenden Jahr weitgehend ausgefallene Berufsorientierung könnte zum Rückgang an Bewerbern beigetragen haben. Insgesamt sind im Rahmen der zwei- bis dreieinhalbjährigen Ausbildung zurzeit 19 643 Azubis in den Betrieben von Industrie, Handel und Dienstleistung in Mittelfranken in einem Ausbildungsverhältnis.
Branchenentwicklung
Die technischen Berufe verzeichneten 2020 mit 2 752 neuen Ausbildungsverträgen ein Minus von 11,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Über 80 Prozent der Ausbildungsverträge in diesem Bereich entfallen auf die Berufe der Metall- und Elektroindustrie. Bei den großen Berufen im Metallbereich auffällig ist der Rückgang beim Maschinen- und Anlagenführer (minus 33,9 Prozent), Werkzeugmechaniker (minus 32,4 Prozent) und Zerspanungsmechaniker (minus 27,1 Prozent). Stabil sind dagegen die Eintragungszahlen beim Mechatroniker (plus/minus 0 Prozent). Mit einem Minus von 3,8 Prozent verhältnismäßig gering ist der Rückgang bei den Berufen der Elektrotechnik. Hierfür ausschlaggebend sind die ziemlich stabilen Zahlen bei den (im Jahr 2020 neu geordneten) Fachinformatikern. Beim Elektroniker für Automatisierungstechnik hat sich sogar die seit einigen Jahren bestehende erfreuliche Entwicklung fortgesetzt (plus 9,5 Prozent).
In den kaufmännischen Berufen wurden 4 600 neue Ausbildungsverträge geschlossen (minus 13,4 Prozent). Besonders hoch sind die Rückgänge im Bereich Hotel- und Gaststättengewerbe (minus 23,5 Prozent) und Verkehrs- und Transportgewerbe (minus 26,1 Prozent). Starke Unterschiede bestehen bei den Berufen im Bereich Handel: Während die Eintragungszahlen bei den Automobilkaufleuten um 31,8 Prozent zurückgegangen sind, ist bei den Verkäufern sogar ein Zuwachs um 5,4 Prozent zu verzeichnen.
Berufsorientierung
Die IHK Nürnberg für Mittelfranken hat die Betriebe im zurückliegenden Jahr trotz Corona bei der Rekrutierung von Azubis unterstützt. Das Projekt der IHK AusbildungsScouts konnte im geplanten Umfang stattfinden und so zumindest ein wenig für Berufsorientierung an allgemeinbildenden Schulen sorgen, die Last-Minute-Börse wurde zu virtuellen Last-Minute-Days und auch die Nachvermittlungsbörse wurde in virtueller Form als Nachvermittlungs-Days durchgeführt. Auch Projekte für besondere Zielgruppen wie das KollegenCoaching, das Verbundstudium oder Angebote für Studienaussteiger konnten weiterhin durchgeführt werden.
Herausforderung Prüfungen
Eine besondere Herausforderung war 2020 die Durchführung der bundeseinheitlichen beruflichen Prüfungen. Zunächst mussten die Prüfungen im Frühjahr wegen des ersten Lockdowns abgesagt werden, konnten aber im Juni nachgeholt werden. Dafür wurden umfassende Hygienekonzepte erarbeitet und seitdem permanent entsprechend der Pandemieentwicklung angepasst. So finden schriftliche Prüfungen nurmehr in kleineren Prüfungsräumen unter Einhaltung größerer Abstände statt. Dank dieser und weiterer Schutzmaßnahmen konnten bisher alle Auszubidenden ihre Ausbildung innerhalb der vereinbarten Ausbildungszeit erfolgreich abschließen. Ein Vergleich der Prüfungsergebnisse mit früheren Jahren zeigt zudem keine auffälligen Abweichungen, sodass im Ausbildungsbereich bisher nicht von einem „Corona-Jahrgang“ gesprochen werden muss.
Ausblick 2021
Mit Blick auf das neue Ausbildungsjahr ruft IHK-Präsident Dr. Armin Zitzmann zu gemeinsamen Anstrengungen auf. Die Jugendlichen ermutigt er, sich zu bewerben, und an die Ausbildungsbetriebe appelliert er: „Lassen Sie in Ihrem Ausbildungsengagement trotz und gerade in Corona-Zeiten nicht nach. Die jungen Menschen brauchen eine Perspektive und die Wirtschaft braucht gut ausgebildete Fachkräfte.“ Im Fokus der IHK-Aktivitäten werde im Jahr 2021 vor allem die Unterstützung der Betriebe bei der Gewinnung neuer Auszubildender stehen. Viele Betriebe melden, dass sie nach wie vor das persönliche Gespräch mit potenziellen Auszubildenden bevorzugen. Daher planen wir für den 17. Juli 2021 mit dem KarriereKick Mittelfranken ein neues Matching-Format, bei dem Unternehmensvertreter und Jugendliche als „Eisbrecher“ zunächst am Kicker gegeneinander antreten. Darüber hinaus werden auch die bewährten virtuellen Vermittlungsbörsen wieder organisiert. Hinzu kommen die verschiedenen (Unterstützungs-)Angebote für ausgewählte Zielgruppen, um neben den klassischen Auszubildenden weitere Bewerber für die duale Berufsbildung zu gewinnen. Dazu zählen neben KollegenCoaching oder dem Verbundstudium auch die Angebote für Studienaussteiger und die verstärkte Nutzung der Möglichkeit von Ausbildung in Teilzeit.