Haben Sie schon einmal die Situation erlebt, in der eine Führungskraft von seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fordert, doch bitte endlich digitaler zu arbeiten – jedoch sich selbst weiterhin die E-Mails ausdruckt? Wir erinnern uns, dass eine Kompetenz auch von Motivation, Willenskraft und sozialer Bereitschaft beeinflusst wird und genau hier nehmen solche Erlebnisse häufig starken Einfluss – im positiven wie auch im negativen Sinne. Wir müssen uns merken, dass wir einerseits persönliche Verantwortung dafür tragen, unsere Kompetenz zu entwickeln, andererseits hat auch die Organisation, in der wir tätig sind, eine gleichsame Verantwortung, die Voraussetzungen zu schaffen, welche diese drei Faktoren positiv beeinflusst. Konkret bedeutet es, dass die Erwartungen, die Führungskräfte an ihre Mitarbeitenden hinsichtlich der Entwicklung neuer Kompetenzen stellen im Einklang mit der Unternehmensumgebung sein müssen. Wenn also Mitarbeitende hochmotiviert sind, digitale Kompetenz aufzubauen, es allerdings keine Möglichkeiten zur Weiterbildung gibt oder Führungskräfte die neuen Themen nicht selbst vorleben oder bestehende Prozesse eine Weiterentwicklung verhindern, dann wird es zu einer Demotivation kommen. Geeignete Rahmenbedingungen sind daher ein zentraler Faktor der digitalen Kompetenz.
Darüber hinaus sollten wir auch nicht zu theoretisch über zukünftige Kompetenzen nachdenken, sondern vielmehr verstehen, welche Aufgaben ich heute und in Zukunft lösen muss. Auf diese Weise fällt es deutlich leichter die notwendigen Schritte zur Mitarbeiterentwicklung einzuleiten. Stellen Sie daher regelmäßig die Frage: „Welche Aufgaben muss die Belegschaft schon heute lösen? Welche zusätzlichen digitalen Aufgaben müssen zukünftig gelöst werden? Wie unterstützen mich digitale Lösungen hierbei?“. Das heißt in anderen Worten: Nehmen Sie eine Aufgaben-Orientierung ein.
Sieben typische, wiederkehrende Themengebiete im digitalen Zeitalter:
Natürlich lässt sich beobachten, dass es bestimmte Leitthemen gibt, die sich aus und mit der digitalen Transformation ergeben. In diesem Zusammenhang dient die folgende Liste als grober Überblick für Kompetenzbereiche, die im digitalen Zeitalter wichtig erscheinen. Aber Achtung: die genauen Ausprägungen und Schattierungen können nur im Kontext Ihres Unternehmens und Ihrer Branche betrachtet werden.
Teamfähigkeit
Kollaboratives Arbeiten wird im digitalen Zeitalter besonders großgeschrieben, da mehr ganzheitliche Lösungsansätze benötigt werden, die durch cross-funktionale Teams entstehen. Das eigene Süppchen kochen, nur im “Silo” der eigenen Abteilung zu bleiben, sind daher Verhaltensweisen der Vergangenheit. Tools wie Teams, SharePoint, Zoom und viele andere ermöglichen die Zusammenarbeit in Echtzeit mit weniger Schnittstellen und setzen damit gewaltiges Potenzial frei. Damit Mitarbeitende ‚fähig‘ sind, an diesen Entwicklungen teilzunehmen, müssen Sie dafür sorgen, dass entsprechende Skills zur Nutzung aufgebaut werden. Darüber hinaus geht es nicht nur um die Beherrschung der neuen Tools, sondern auch um das gegenseitige Verständnis und eine klare sowie transparente Kommunikation. Auch das gilt es zu trainieren.
Veränderungsbereitschaft
Überlegen Sie mal: Wann haben Sie sich in der Vergangenheit das letzte Mal aktiv verändert? Vielleicht haben Sie eine neue Tätigkeit aufgenommen und mussten sich schnell anpassen, vielleicht wurden Sie Vater oder Mutter? In den meisten Fällen geschieht Veränderung jedenfalls nicht über Nacht, sondern ist das Ergebnis eines langen Prozesses – sozusagen die Summe vieler kleiner Schritte. Veränderungsbereitschaft ist also die Fähigkeit sich einem Prozess dieser kleinen Schritte zu stellen und die Fertigkeit zu wissen, wie Sie die kleinen Schritte dann auch tatsächlich gehen. Veränderungsbereitschaft ist in einer Welt, die sich im Wandel befindet, daher eine wichtige Kompetenz.
Soziale Kompetenz und Empathie
Soziale Kompetenz und Empathie sind keine speziellen Kompetenzen des digitalen Zeitalters. Diese beiden Themen sind eigentlich eine Grundvoraussetzung für menschliches Zusammensein. Im digitalen Zeitalter hat sich die Wichtigkeit dieser Themen in der Arbeitswelt in den Vordergrund gedrängt, da unsere Arbeit mehr und mehr von kollaborativer Kommunikation durchzogen ist. Soziale Kompetenz und Empathie bedeutet vereinfacht ausgedrückt, dass Sie sich regelmäßig “in die Schuhe” eines anderen stellen. Es geht also darum, mit anderen Menschen, die andere Meinungen, Eigenschaften und Präferenzen haben, auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten. Es geht um gegenseitiges Verständnis, um Rücksichtnahme und Offenheit gegenüber Neuem.
Datenkompetenz
Daten sind das Öl des 21. Jahrhunderts, so der allgemeine Tenor. Nicht umsonst sind nahezu alle Firmen daran interessiert, sie zu sammeln und zu nutzen. Daraus resultiert, dass immer mehr Entscheidungen nicht aufgrund eines Bauchgefühls, sondern auf solider Datengrundlage getroffen werden. Wer im digitalen Zeitalter erfolgreich sein möchte, sollte mindestens über eine grundlegende Datenkompetenz verfügen. Mit einem gewissen Maß an Datenkompetenz sollte man in der Lage sein, unstrukturierte von strukturieren Daten zu unterscheiden oder Daten in einer bestimmten Form zu speichern und zu übertragen. Fortgeschrittene Personen werden dann auch in der Lage sein, bestimmte Muster in Daten zu erkennen, beispielsweise hinsichtlich des Kundenverhaltens.
Cyber-Security
Im gleichen Atemzug lässt sich natürlich sagen: Je mehr wir uns auf digitale Ansätze zur Entscheidungsfindung verlassen, desto mehr müssen wir auf die Sicherheit unserer Daten achten. Es ist daher elementar, dass die gesamte Belegschaft im Unternehmen ein Grundverständnis hierfür entwickelt. Denn der beste Freund eines Hackers ist immer noch der unachtsame Mensch. Alle Mitarbeitenden sollten daher den sicheren Umfang mit Daten und Systemen lernen sowie die potenziellen Gefahrenquellen im Umfeld eines Unternehmens.
Wenn man anfängt, Cyber-Security von Anfang an in Produkten, Systemen und Prozessen mitzudenken, dann spricht man von „Cyber-Security-by-Design“. Cyber-Security wird damit von Anfang an ein zentraler Bestandteil aller Unternehmensaktivitäten, anstatt ein zusätzliches Add-on.
Cloud-Dienste
Wussten Sie, dass ein Flugzeug pro Strecke bis zu einem Terabyte an Daten generieren kann? Endgeräte wie Computer, Smartphones aber auch Maschinen und Anlagen wären nicht in der Lage mit diesen Mengen in der geforderten Geschwindigkeit umzugehen. Eine Lösung sind Cloud-Dienste, die nichts weiter sind als dezentral verteile Server-Zentren (leider findet gar nichts in den Wolken statt!). Als Nutzer solcher Systeme sind wir heutzutage in der Pflicht, gewisse Grundkenntnisse über die Wirkungsweise von Cloud-Infrastrukturen zu erlernen, damit wir sie sinnvoll und sicher nutzen können.
Agile Methoden
Agile Methoden sind im Kern sehr schnell erklärt. Denken Sie an Ihre bisherigen Projekte. Vermutlich wurde ein Plan erstellt, ein Budget kalkuliert und aufeinander bauende Meilensteine definiert. Diese wurden dann sukzessive (und meistens nicht rechtzeitig) abgearbeitet. Nach Abschluss der Projektlaufzeit erzielte man ein Ergebnis, etwa ein neues Produkt, und musste mit Bangen beobachten, ob sich die ursprünglichen Annahmen des Plans und die lange Arbeit gelohnt haben. Agile Methoden sind das Gegenteil dieser Vorgehensweise: Es ist ein Prinzip der kleinen Schritte, weshalb versucht wird die Annahmen für ein Projekt regelmäßig zu hinterfragen und gegebenfalls anzupassen. Der Kunde und das Feedback aus dem Markt werden frühzeitig eingebunden, um stets zu wissen, ob das Projekt sich in die richtige Richtung entwickelt. Arbeitspakete müssen nicht zwingend linear abgearbeitet werden und es ist erlaubt auch Fehler einzusehen und ein paar Schritte im Entwicklungsprozess zurückzugehen. Somit benötigen Mitarbeitende die Kompetenz, immer wieder die Dinge zu hinterfragen, ständige nach Verbesserungen zu suchen und vor allem auch Schnelligkeit.
Weiterführende Links: