Race for Talent? Fachkräftemangel? Mitarbeiter-Retention? Es gibt genügend Gründe, eine attraktive Arbeitsumgebung für seine Mitarbeiter zu kreieren. Denn diese hilft nicht nur beim Recruiting neuer Fachkräfte, sondern steigert auch Produktivität und Innovationskraft bestehender Mitarbeiter. Wer sich angeschaut, wie erfolgreiche Unternehmen ihre Arbeitsumgebung gestalten, wird einige Gemeinsamkeiten feststellen.
“Ein Ort, der ganz auf die Bedürfnisse von Mensch, Raum und Technologie ausgelegt ist und der uns unterstützt, die Zeitzonen unseres weltweiten Netzwerks zu überbrücken. [Unser Büro] bietet alles, um die Ideen aus den Bereichen Lernen, Führung und Innovation für die Zukunft der Arbeit umzusetzen.” So beschreibt Steelcase sein “Learning + Innovation Center” in München und verspricht dabei nicht zu viel – wer einmal die Gelegenheit hatte, sich den Standort persönlich anzuschauen, ist in der Regel begeistert. Das “Büro” ist in der Tat viel mehr als ein Ort, zu dem man kommt, um seine Arbeit zu verrichten. Und wenn Mitarbeiter genau dies beschreiben, glaubt man es Ihnen gerne. Wir haben uns Unternehmen wie Steelcase einmal genauer angeschaut und eine Best-Practice Liste für attraktive, innovative Arbeitsumgebungen abgeleitet.
1) Verschiedene Raumzonen für „activity based working“
Verschiedene Tätigkeiten verlangen nach verschiedenen Räumlichkeiten. So lässt sich kurz und prägnant das Konzept von “Activity Based Working” (ABW) zusammenfassen. Die Idee dahinter ist simpel: Ein Mitarbeiter, der Internet-Recherche für eine Marktanalyse durchführt, benötigt eine andere räumliche Unterstützung wie ein Mitarbeiter, der zusammen mit zwei Kollegen über eine neue Produktentwicklung brainstormt. Um Mitarbeiter bei jeder Tätigkeit bestmöglichst zu unterstützen, sollten Unternehmen deshalb daran denken, verschiedene räumliche Zonen zu schaffen, die Mitarbeitern zu jeder Zeit zur Verfügung stehen. Dass sich das für Unternehmen trägt, kann man schnell erkennen: Optimale räumliche Unterstützung = höhere Produktivität & Innovation = effektivere Nutzung der eigenen Ressourcen. Viele Unternehmen haben dies erkannt und umgesetzt – ob Microsoft, Google oder Steelcase. Möglich ist dies inzwischen für quasi alle Unternehmen, da Dank Smartphone, WLAN und Laptop keine fixe Gebundenheit an den eigenen Schreibtisch mehr besteht.
2) Ausreichend natürliches oder biodynamisches Licht
In welcher Himmelsrichtung liegt mein Büro? Gibt es den ganzen Tag über ausreichend natürliches Licht? In welchen Ecken muss ich zu welchen Tageszeiten zusätzliche Lichtquellen schalten oder den äußeren Lichteinfall regulieren? Diese auf den ersten Blick vermeintlich trivialen Fragen haben tatsächlich einen ungemein großen Einfluss auf Produktivität und Wohlbefinden Ihrer Mitarbeiter. So fanden beispielsweise Forscher aus den Niederlanden in einer Studie heraus, dass die Gesamtproduktivität durch Änderung des Beleuchtungsniveaus von 300 auf 500 Lux ohne weiteres um 8 Prozent gesteigert werden kann. Wenn ein Büro nicht über ausreichenden Einfall natürlichen Lichts verfügt, kommt der Wahl der richtigen (künstlichen) Beleuchtung deshalb eine große Bedeutung zu. Viele moderne Firmen setzen auf das als Human Centric Lighting (HCL) bekannte biodynamische Licht, welches den natürlichen Tagesverlauf von Licht nachahmt und auf diese Weise das Wohlbefinden steigert, Mitarbeitergesundheit fördert sowie Leistungsfähigkeit und Konzentration steigert.
3) Intelligent eingesetzte Akustikelemente
Neben der Beleuchtung spielt auch die Akustik am Arbeitsplatz eine entscheidende Rolle. So hat eine von Plantronics in Auftrag gegebene, repräsentative Befragung in Deutschland, Frankreich und Großbritannien ergeben, dass sich ein lärmintensives Arbeitsumfeld negativ auf Mitarbeiter und die Qualität ihrer Arbeit auswirkt (Deutschland: 96,5 Prozent, Frankreich: 93,5 Prozent, Großbritannien: 89,9 Prozent). Interessant ist dabei, dass die eigentliche Lautstärke des Lärms nicht so wichtig ist wie die Qualität bzw. Art des Lärms. So kann ein angemessener, hintergründiger Lärmpegel in einem Großraumbüro (“Grundrauschen”) sogar konzentrationsfördernd wirken. Am hinderlichsten ist dagegen klar vernehmbarer Lärm wie die Gespräche des Tischnachbarn in einem 4-er Büro. Unternehmen, die dies berücksichtigen, rücken deshalb vermehrt von klassischen 2er bis 6-er Büros ab und setzen stattdessen auf größere Raumflächen mit intelligent voneinander getrennten Raumzonen. Intelligente Akustiktrenner, schallsaugende Deckensegel oder auch Akustikbilder sorgen hier dafür, dass der Lärmpegel nur selten über ein angenehmes “Grundrauschen” hinaus geht.
4) Berücksichtigung der Corporate Identity
Das eigene Büro ist Teil der Corporate Identity eines Unternehmens und sollte dementsprechend als solches gesehen werden. Die Räumlichkeiten sind Ausdruck der Kultur und der Werte eines Unternehmens. Vom Boden bis zur Decke können Räume die zentralen Aspekte eines Unternehmens widerspiegeln: Tradition, Philosophie, Ideen und Ziele. Firmen, die dies besonders geschickt einsetzen, schlagen gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Auf der einen Seite tragen sie zu einem einheitlichen Corporate Design mit Wiedererkennungswert bei und beeindrucken damit externe Besucher wie Kunden, Investoren oder Partner. Und auf der anderen Seite erhöhen sie das Identifikationspotenzial ihrer Mitarbeiter, denen täglich in Erinnerung gerufen wird, für welche Werte und Ziele Ihre Firma steht.
5) Unterstützende Mitarbeiterservices und -Benefits
Eine attraktive Arbeitsumgebung bedeutet mehr als gelungenes Raumdesign. Denn gerade junge Mitarbeiter der Generation Y oder Z legen viel Wert auf eine gute Atmosphäre innerhalb Ihres Teams und auf zusätzliche Services und Benefits. Dies können Fitnessangebote von aggregierenden Anbietern wie My Fitness Card oder Urban Sports Club sein, Mobility Angebote wie Fahrrad-Leasing oder Carsharing, Food&Drinks Angebote wie frische Obstkörbe oder gesunde Snacks, oder auch Angebote zum Netzwerken. All diese Alternativen stellen eine oftmals kostengünstige, aber effektive Möglichkeit dar, Mitarbeiter durch zusätzliche Benefits von Ihrer Firma zu überzeugen.
Über den Autor
Johannes Breulmann ist Geschäftsführer und Co-Founder von space-Y, einem jungen Startup aus München, welches Unternehmen auf dem Weg zu einem attraktiven Arbeitsumfeld unterstützt. Mit space-Y richtet er sich dabei insbesondere an mittelständische Unternehmen und andere Startups, denen Dank einer „Single Point of Contact“ Lösung viel Arbeit abgenommen werden soll. Vor der Gründung von space-Y beriet Johannes als Associate Manager für die Unternehmensberatung Oliver Wyman. Seine akademische Ausbildung erhielt er an der London School of Economics (LSE) und der Universität Mannheim.
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