Erinnern Sie sich noch, als Sie zuletzt so richtig verliebt waren? Vielleicht ist das jetzt gerade der Fall oder einige Wochen, Monate oder vielleicht auch Jahre her.

Was haben Sie alles getan, um Ihre Liebste oder Ihren Liebsten zu sehen? Was haben Sie möglich gemacht? Wo haben Sie sich Zeit aus den Rippen geschnitten? Vielleicht haben Sie Geld investiert in Flüge, Bahnreisen oder Benzin. Sie haben alle anderen Prioritäten nach hinten rutschen lassen, um Zeit mit der geliebten Person zu verbringen.

Offensichtlich hatten Sie eine extrem hohe intrinsische Motivation, Ihr angestrebtes Ergebnis zu erzielen – die angebetete Person in den Armen zu halten und mit ihr Zeit zu verbringen.

Wäre es nicht schön, wenn wir für all unsere Ziele in unserem Leben diese Energie auf Knopfdruck zur Verfügung hätten? Leider ist das oft nicht der Fall. Wir haben zwar ein Thema, das wir angehen wollen, auf das wir Lust haben, wie z. B. unseren Körper zu trainieren, Zeit mit Freunden zu verbringen oder entspannte Qualitäts-Zeit mit der Familie. Oder mal die Zeit einfach so allein genießen. Oder bei der Arbeit: fokussierte Zeit für Strategiegedanken, Planung und Konzeption.

Die fatale „Das-reicht-auch-morgen-noch-Denke“

Aber: die Freunde und die Familie sind ja morgen auch noch da. Und Sport können Sie auch morgen noch machen. Und auch die Strategie beschwert sich nicht, wenn Sie sie heute nicht angehen.

Langfristig zahlen Sie jedoch einen hohen Preis für Ihr zögerliches Verhalten. Denn Sie erzielen langfristig nicht Ihre gewünschten Ergebnisse: Der gesunde, sportlich trainierte Körper? Fehlanzeige. Regelmäßige erinnerungswürdige Qualitätszeit mit Freunden oder der Familie? Natürlich im Urlaub. Und manchmal am Wochenende. Aber sonst? Im Geschäft, eine gut durchdachte Strategie, Zeit für konzentrierte Konzeption? Naja, die anderen haben für so was auch keine Zeit. Immer besser werdende Mitarbeiter durch regelmäßiges Coaching durch den Chef? Naja, die lernen ja auch von allein dazu, oder?

Warum ist vieles so schwer umsetzbar?

Was tun wir stattdessen? Wir beschäftigen uns mit den Sachen die schreien. Das sind E-Mails, Meetings, Kollegen und Mitarbeiter, bei denen irgendwelche Themen brennen, oder der eigene Chef, der eine dringende Sonderaufgabe hat.

Diese Dinge sind heute wichtig. Nur führt dies häufig dazu, dass Sie die langfristigen wichtigen Dinge vernachlässigen, weil die eben heute nicht so gravierend sind und sie dann auf die lange Bank geschoben werden.

Die Folge ist ein leichtes Unwohlsein oder der Gedanke „Ach ja, das wollte ich ja eigentlich auch noch machen“ oder sogar eine konkrete Unzufriedenheit mit dem, was heute in ihrem Berufsleben oder Privatleben passiert.

Wie sieht die Lösung aus? Wie motivieren Sie sich, Dinge zu tun und diszipliniert anzupacken? Wie gewöhnen Sie sich neue nutzbringende Gewohnheiten an?

Es gibt nur zwei Arten von Motivation

Schauen wir uns die beiden einzigen menschlichen Grundmotivationen an:
Erstens: 
Wir alle wollen Freude, wir wollen tolle Ergebnisse, wir wollen Spaß haben, an dem, was wir tun. Wir wollen Befriedigung aus dem Tun selbst, den Ergebnissen und den Konsequenzen ziehen.
Zweitens:
Was wir nicht wollen, ist Schmerz. Wir wollen keine negativen Konsequenzen. Wir wollen nicht leiden unter Dingen, die wir tun oder auch nicht tun.

Kurzum: Wir wollen Freude erleben und Schmerz vermeiden!

Wie können Sie diese beiden Motivationen nutzen, um Ihre Ziele zu erreichen? Um sich neue, nützliche Gewohnheiten anzutrainieren?

So schaffen Sie jedes Ziel

In den letzten Jahren hatte ich immer wieder mit der Idee geliebäugelt, drei Mal pro Woche Sport zu treiben.
Gelungen ist es mir nur in jungen Jahren, als ich noch intensiv Handball spielte. Danach gelang mir das nie wieder.
Vor etwa zwei Jahren nahm ich es mir noch einmal vor: drei mal pro Woche Sport!

Was habe ich getan? Ich habe zu meiner Frau gesagt: „Claudia, wenn ich nicht dreimal die Woche Sport mache, dann bekommst du von mir 100 €“. Diese 100€ wollte ich ihr nicht geben, weil ich der Meinung war, dass sie sich davon nur Schuhe kauft oder so was. Diesen Schmerz wollte ich also auf jeden Fall vermeiden. In der zweiten Woche musste ich schon zum ersten Mal bezahlen. Ich hatte erst am Donnerstag mit Sport angefangen und war am Wochenende zu kaputt, um noch zweimal Sport zu machen.

Meine Frau wollte mich unterstützen und hat etwas sehr Schlaues gemacht: Sie hat in meinem Badezimmerschrank ein Marmeladenglas gestellt, mit der Beschriftung „Sport-Kasse“. Da hat sie die zwei 50 € Scheine reingesteckt. Wenige Tage später waren plötzlich die Scheine verschwunden, meine Frau hatte sie ausgegeben. Mein Schmerz wuchs. Das war eine super Motivation für mich, mehr Sport zu machen. In Woche 3 und 4 habe ich also dreimal die Woche Sport gemacht.

Wie ging es weiter?
In Woche 5 musste ich schon wieder bezahlen! Denn ich war wieder zu bequem, war zu sehr in meiner Komfortzone und habe nicht früh genug angefangen. Seit Woche 6 musste ich nie wieder bezahlen! Der Schmerz des Bezahlens oder besser der Wunsch, diesen Schmerz zu vermeiden war so stark, dass ich jetzt am Montag oder Dienstag bereits anfange und einen Weg gefunden habe, wie ich auch auf Reisen in Hotels regelmäßig Sport machen kann. Inzwischen ist es eine neue Gewohnheit geworden, morgens aufzustehen und gleich mit Sport zu beginnen. Inzwischen brauche ich diesen Schmerz nicht mehr, um mich zu motivieren mein Vorhaben tatsächlich umzusetzen.

Die Freude, selbst einen fitteren, sportlicheren Körper zu haben, war für mich zu wenig Motivation. Die Vermeidung dieses selbstgebauten Schmerzes hat mich jedoch nachhaltig motiviert, ins Handeln zu gehen.

Jetzt sind Sie dran!

Was können Sie nun konkret tun?
Schritt 1:
Nehmen Sie jetzt eine konkrete Sache vor, die Sie in Ihrem Leben anpacken wollen! Beruflich oder privat. Eine Verhaltensweise, die Sie ab sofort regelmäßig umsetzen wollen. Sei es strategische Planung 1 Stunde pro Woche, 2-4 Stunden pro Monat und 1 Tag pro Jahr. Seien es regelmäßige 1:1 Mitarbeitergespräche, regelmäßiger Sport oder Zeit mit Ihrer Familie und Ihren Kindern: Vielleicht einmal pro Woche um 16:00 Uhr das Büro verlassen und etwas Neues, Spannendes mit der Familie unternehmen.

Schritt 2 :
Überlegen Sie sich: Welchen Schmerz legen Sie sich selbst auf, wenn Sie Ihr Verhalten nicht umsetzen?

Es gibt so viele Beispiele für einen guten Schmerz

Als Inspiration hier einige Beispiele womit sich Führungskräfte in meinen Vorträgen und Seminaren bestrafen wollen, wenn Sie nicht das tun, was sie sich vorgenommen haben:

  • Das ganze Team zur Pizza einladen
  • Im Kiesweg im Vorgarten Unkraut jäten
  • Sonntag morgens um 7 Uhr die Bügelwäsche für die gesamte Familie machen
  • Selbst zwei Klos in der Firma putzen
  • 50 Euro spenden an DKMS
  • Und ein mutiger Chef, dem einfach nichts einfiel, wollte einfach seine Frau seinen Schmerz definieren lassen.

Entscheidend ist natürlich auch, dass Sie sich selbst nicht veräppeln. Wenn Sie die geplante Verhaltensweise nicht umsetzen, dann führen Sie Ihren selbst gewählten Schmerz auch aus.

Und es ist überhaupt nicht schlimm, wenn Sie Ihr neues Verhalten am Anfang mal nicht ganz schaffen und in den Schmerz reingehen müssen. Denn das motiviert Sie im Folgezeitraum, das geplante Verhalten umzusetzen.

So gewöhnen Sie sich eine neue Gewohnheit an. Es ist die Mischung aus Freude, da Sie positive Fortschritte erzielen werden, und dem zu vermeidenden Schmerz, wenn Sie Ihr Zielverhalten nicht umsetzen, die Sie motiviert.

Leichen im Keller eliminieren

Und ja, das gleiche Prinzip funktioniert natürlich auch für einmalige Tätigkeiten. Ich selbst musste vor Kurzem einem Obdachlosen 20 Euro geben, da ich zu bequem war, eine ungeliebte Aufgabe erfolgreich anzupacken.

Raten Sie mal, wie ich die Aufgabe beim nächsten Mal angepackt habe?

Gretchenfrage an Sie

Eine letzte Frage an Sie:
Wenn Sie sich tatsächlich eine neue Verhaltensweise vorgenommen haben: Gefällt Ihnen nur die Idee, diese neue Gewohnheit zu leben, oder wollen Sie es wirklich? Wenn Ihnen nur die Idee gefällt, dann suchen Sie sich ein anderes Thema. Wenn Sie aber ein echtes Interesse haben, diese neue Gewohnheit umzusetzen, dann schreiben Sie dieses Verhalten inklusive Zeitdauer und genauer Definition des Verhaltens und an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit Sie das zum ersten Mal machen JETZT auf ein Blatt Papier und beginnen zu dieser geplanten Uhrzeit an diesem geplanten Tag mit ihrer regelmäßigen Verhaltensweise.

Und: Vergessen Sie nicht, auch Ihren Schmerz schriftlich zu definieren.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Umsetzen und regelmäßigem Leben Ihrer neuen Gewohnheit.

Quelle: Markus Jotzo / www.markus-jotzo.de